1. April 2019

Farbe und Architektur

Farbe und Architektur

„Die Farbe in der Architektur, ein ebenso kräftiges Mittel wieder Grundriss und der Schnitt. Oder besser: Die Polychromie, ein Bestandteil des Grundrisses und des Schnittes selbst.“ – Le Corbusier

In meiner täglichen Arbeit bei den Fototerminen begegne ich vielen verschiedenen Wohnformen und Stielrichtungen unserer Kunden. Immer wieder bin ich fasziniert, was für eine grosse Wirkung Farben auf Räume und Menschen haben.

Farbe ist ein Phänomen und zugleich Medium der visuellen Wahrnehmung und Kommunikation. Farben wirken auf den Menschen, erzeugen Atmosphäre, Emotionen und wecken oft auch Erinnerungen. So ist das Thema Farbe nicht nur Künstlern vorbehalten, auch andere wie etwa Naturwissenschaftler, Psychologen, Schriftsteller setzen sich mit der Wirkung von Farbe auf den Menschen auseinander. Für den Architekten und Planer ist die Wahl der Farbe eine wichtige Aufgabe im Entwurfsprozess. Mit Farbe kann er konstruieren und dekonstruieren, betonen und auch kaschieren, differenzieren und dynamisieren. Architekten und Innenarchitekten verleihen mit Farbe einem Raum sein optisches wie emotionales Gesicht. Mit Farbe kreieren sie den Raum.

Farbwirkung in Räumen

Bei der Wahl der Farben lohnt es, die eigenen Sehgewohnheiten zu berücksichtigen: Wir nehmen einen dunklen Boden, etwas hellere Wände und eine helle Decke als natürlich und angenehm wahr. Mit dem richtigen Einsatz von Farben können sogar optische Täuschungen erzielt werden.

Kleine Räume optisch vergrössern

Ein häufig angewandter Trick ist es, Wände und Decken in hellen Farben zu streichen, so werden Räume als grösser wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Empfehlenswert sind Pastelltöne und Weiss. Es gibt reines Weiss, Farbmischungen, die leicht blau-, rot-, grau-, grün- oder gelbstichtig sind und leuchtende, gebrochene und matt wirkende Weisstöne. Auch die Deckkraft variiert.

Warme Weisstöne vermitteln weniger Weite wie kühle, wirken dafür gemütlicher und lassen den Raum heller wirken. Dementsprechend eignen sich warme leuchtende Töne vor allem für dunkle, in Richtung Norden gelegene Zimmer. Kleine, helle Zimmer erscheinen durch kühle, matte Weissmischungen mit Blau- oder Graustich offener und grösser.

Niedrige Decken und Dachschrägen erscheinen weniger drückend, wenn sie heller als Wände und Boden gestaltet werden. Weisse oder helle Möbel im gleichen Farbton reflektieren das Licht und vergrössern den Raum optisch. Einen ähnlichen Effekt hat der Einsatz von eher flachen Möbelstücken, die das obere Drittel ab Augenhöhe frei lassen.

Gezielte Farbakzente verhindern, dass weisse Räume ungemütlich und steril wirken. Wer sich auf zwei bis drei verschiedene Farbtöne beschränkt und innerhalb einer Farbfamilie bleibt, verhindert Unruhe und dass der Farbmix den Raum optisch verkleinert.  

Grosse Räume gemütlich machen

Wer einen unerwünschten Hallencharakter bei grossen Räumen vermeiden möchte, erreicht mit dunklen Farbtönen, hohen und grossen Möbelstücken eine optische Verkleinerung. Sind die Wände in hellen Farbtönen gestrichen, setzen eher dunkle Möbelstücke harmonische Akzente.

Sind die Decken sehr hoch und die Räume eher schmal, wie in Altbauten, schafft ein dunkler Anstrich im oberen Wanddrittel einen harmonischen Ausgleich. Geschickt platzierte Raumtrenner, grosse Möbel oder ausgedehnte Liegeflächen schaffen Gemütlichkeit. Warme Farben wie Braun, Rot, Orange oder Gelb lassen die gefühlte Raumtemperatur höher erscheinen. 

Grosse Zimmer vertragen mehr satte und kräftige Farben als kleine Räume. Eine farblich akzentuierte Wand kann zum Hingucker werden.

Ich bin überzeugt, dass die passenden Farben Räume zum Erstrahlen bringen können.